Method Acting Band 2

0,00  inkl. MwSt.

Illustrierte Geschichte
vollständige eBook-Ausgabe
27 farbige Illustrationen
sofort per Download lieferbar

Format: PDF
Dateigröße: 1,52 MB
31 Seiten

Vorwort

Uff, ein Sequel!

Ja, ich weiß, man hätte »Method Acting« durchaus so enden lassen können, wie es nun einmal endete und es damit gut sein lassen.

Dann bliebe aber die Frage offen, wie weit man die Sache mit der Hypnose wirklich treiben kann und ob es möglich ist, den Zeitraum hierfür praktisch unbegrenzt auszudehnen.

An dieser Stelle will ich kurz rekapitulieren: Chris und Viv sind Jungschauspielerinnen und »Freundinnen«, bis Chris irgendwann die Nase davon voll hat, dass ihr die noch ehrgeizigere Viv stets die wenigen Rollen vor der Nase wegschnappt. Chris‘ Freund bringt sie auf die Idee, einen »Hypnose-Guru« zu konsultieren und damit beginnt die eigentliche Story: Wie manipulierbar sind Menschen aufgrund ihrer (eigenen?) Antriebe? In dem Glauben, der Hypnotiseur sei ein Schauspiellehrer und in der Überzeugung, dass die Extremform des »Method Acting«, nämlich das Verinnerlichen einer Rolle bis in private Lebensbereiche, die beste Schauspieltechnik darstellt, lässt Viv zu, dass der Hypnotiseur ihren Ehrgeiz in eine Richtung kanalisiert, die sie für alle Zeiten als Konkurrentin für Chris ausschaltet. Mehr zum Inhalt will ich an dieser Stelle nicht sagen, falls Sie den ersten Teil noch genießen wollen oder er Ihnen nicht mehr ganz erinnerlich ist, so dass Sie die Lektüre gern wiederholen möchten.

Es war spannend für mich, etwas über die wissenschaftlichen Grundlagen von Hypnose zu recherchieren, aber nicht überraschend. Ich will Sie nicht mit Details langweilen, denn dies hier ist ja kein Sachbuch. Stattdessen möchte ich Sie auf das »1. Gebot für Verkäufer« hinweisen: »Gib den Menschen mehr von dem, was sie wirklich wollen und weniger, am besten nichts, von dem, was sie nicht wollen!« Was heißt das? A: Herausfinden, was ein Mensch will, was ihn antreibt, was er sich wünscht. B: Ihm suggerieren, dass man ihm diese Wünsche (vermeintlich) erfüllt. C: Die Bedingungen, den Preis, die zu erbringenden Opfer kleinreden und relativieren.

Ja, man kann einem Esk… – brrr – Rassismusfalle ! – einem Inuit einen Kühlschrank verkaufen, wenn dieser glaubt, dass dies der Erfüllung seiner tatsächlichen Wünsche dient.

Bleiben wir aber strukturiert!

Für A) gibt es allgemeingültige Erkenntnisse, Antworten, die auf nahezu alle Menschen zutreffen. Darüber gibt es viele Theorien und ich neige dazu, die beiden scheinbar widerstreitenden Denkschulen von Maslow  und Freud  zu verbinden, denn das liegt nahe, wenn man, wie ich, einfach nicht an »gut« und »böse« glaubt. Es ist auch ganz leicht – man muss lediglich Maslows unterste Pyramidenstufe mit Freuds Theorien füllen, und … nein, genug Theorie! Das artet hier sonst aus.

Muss ich Ihnen wirklich etwas über die Stärke des Sexualtriebes erzählen? Muss ich wiederholen, was ich an anderer Stelle (so oft!) über Hirnchemie und Botenstoffe geschrieben habe? Muss ich über die allzu menschliche Angst vor der eigenen Endlichkeit referieren? Nein, das wissen Sie alles ganz genau und Sie kennen natürlich auch die geschicktesten und erfahrensten Inuit-Kühlschrankverkäufer, nicht wahr? Hallelujah!

Vorliegend geht es aber nicht um Grundbedürfnisse, sondern, um mal bei Maslow zu bleiben, »höhere« Pyramidenstufen. Es geht um das Bedürfnis nach Anerkennung und Selbstverwirklichung. Es geht um berufliche Karriere, einen Antrieb, der insbesondere in Kulturen, in denen physiologische Grundbedürfnisse als überwiegend befriedigt gelten, große Bedeutung besitzt. Damit kann Chris Viv »packen«.

Für B) gibt es verschiedene Methoden. Lenin (dessen Leiche gerade mal wieder restauriert wird ) bevorzugte »Agitation und Propaganda«. Mafiosi ziehen Erpressung vor, der Koran  und ein Papst  finden Prügel nützlich. Letzterer ist gleichzeitig der Boss einer Organisation, die über viele Jahrhunderte gleich zwei Grundprinzipien der Gehirnwäsche und damit die nachweislich beste Methode für B) perfektioniert hat: Prinzip 1 ist die Wiederholung , die Verstetigung nach dem Motto »Wird eine Lüge nur oft genug wiederholt, wird sie irgendwann auch geglaubt« . Prinzip 2 ist die frühkindliche Indoktrination . Wann und wie Prägungen erfolgen, ist für die Entwicklungspsychologie natürlich längst ein alter Hut.

Ohne Verstetigung, die einfach Zeit braucht, ohne frühkindliche Indoktrination ist es bedeutend schwerer, Menschen zu manipulieren. Als Beispiel mag das religiöse »Erweckungserlebnis« Erwachsener dienen, das extrem selten bei Menschen funktioniert, die nicht religiös erzogen wurden, nie irgendwelchen Sekten anhingen oder nie einen wie auch immer gearteten Glauben an die Stelle von Wissen und Überzeugung haben treten lassen. Ein Gegenbeispiel hierzu könnte mein eigener, längst verstorbener Onkel sein, der, »geprägt von den Schrecken des Krieges zum christlichen Glauben fand« (so würde es sein Priester sicher formulieren). Nun hat mein Onkel aber nicht nur gern erzählt, wie er nach der NAPOLA-Schule als Angehöriger der Waffen-SS mit seinem Trupp und einer PAK einen Scharfschützen vom Turm der Arnheimer Eusebiuskerk geschossen hat (und die ganze Turmspitze gleich mit), sondern auch stets betont, dass er, wie viele junge Männer seiner Generation, »verführt« worden war und »blind an den Führer geglaubt« hatte. Hm. »Blinder Glaube«, das Hereinfallen auf verstetigte Lügen ist kein rein spirituelles Phänomen. Trump und Putin lassen grüßen und mein Onkel hat lediglich seinen Altar ausgewechselt.

In dieser Geschichte hier »leistet« Hypnose, was mangels Verstetigung oder frühkindlicher Indoktrination nötig ist.

Kann Hypnose so etwas wirklich?

Unter der Voraussetzung, dass eine intrinsische Motivation vorliegt, ist die Antwort eindeutig: Ja.

Vivs Motivation ist offensichtlich und stark. Wie weit aber kann man das ausnutzen?

C) funktioniert hier besonders gut mit einem Kunstgriff: Preis, Kosten, »Nachteile« i.w.S. werden als für die Wunscherfüllung unbedingt erforderlich verkauft. Auch dieses Prinzip finden wir in den Lügengeschichten der Jahrhunderte immer wieder: »Die Ermordung von Juden fand ich nicht so toll, aber Hitler hat immerhin die Autobahnen gebaut«, »In der DDR war nicht alles schlecht und der Zusammenhalt der Menschen war viel besser«, »Scheiterhaufen und Inquisition waren schlimm, aber die Bergpredigt ist so toll«, »Kindesmissbrauch gibt es auch woanders und das sind höchstens ein paar fehlgeleitete ›Brüder im Nebel‹«. Haben Verstetigung der Lügen und/oder frühkindliche Indoktrination erst einmal verfangen, werden die Nachteile, sofern sie nicht einfach bestritten oder ignoriert werden (»Die Bilder der KZ-Massenmorde sind alle gefälscht«, »Die Leichen in Butscha wurden nicht von Russen getötet, sondern sind ukrainische Agenten, die sich selbst auf die Straße gelegt haben«, »Als Trump zur Stürmung des Kapitols aufrief, hat er nur gemeint, man solle dorthin spazieren gehen«), zumindest relativiert (beliebtes Instrument: »Whataboutism«: »Reden wir mal nicht nur von den Hunderttausenden Fällen von organisiertem Kindesmissbrauch in der kath. Kirche! Es gab auch Dutzende auf einem Campingplatz«, »Die Ukrainer sind auch keine Engel«), aber in den meisten Fällen einfach akzeptiert, weil durch Propaganda als unvermeidlich oder gar nötig deklariert.

Die Antwort auf die Frage, wie weit man den Zustand des manipulierten Opfers ausnutzen kann, lautet also: Sehr weit!

Deshalb kann ich es einfach nicht bei einer Kurzgeschichte bewenden lassen. Da muss noch mehr kommen!

Zusätzliche Information

Autor

Chris Dell

Version

illustriert

Format

PDF

Sprache

Deutsch

Artikelnummer

PD05G00