Beschreibung
Michelle, Jurastudentin in Köln, eine selbstbewusste und durchsetzungsfähige Frau, gerät bei einer Veranstaltung zur Unterstützung eines Frauenhauses an eine seltsame Fremde. Aus Neugier begleitet sie diese zu einer nicht minder seltsamen Veranstaltung und lernt dort den Mann ihrer (geheimen) Träume kennen.
Schon bald begreift sie, dass die Forderungen ihres neuen Geliebten nicht auf Äußerlichkeiten beschränkt bleiben. Sie spürt zunehmend, dass die Veränderungen, denen sie ausgesetzt wird, alle ihre körperlichen und psychischen Möglichkeiten in Anspruch nehmen. Auch ihr Umfeld reagiert scheinbar besorgt. Hin und her gerissen zwischen Angst, Aufregung, Sehnsucht und Willenskraft begibt sich Michelle auf eine Reise, für die es keine Rückfahrkarte zu geben scheint.
Vorwort
Die Entstehung dieses Buches ist einem Mangel geschuldet.
Was gibt es Schöneres, als sich nach einem ausgefüllten Arbeitstag, vielleicht noch nach einem guten Essen, in einen bequemen Sessel zu fläzen, ein Buch zur Hand zu nehmen und ganz tief einzutauchen in eine Welt der Imagination, sich zu verlieren in der Phantasie, die eigenen kleinen Sorgen und Nöte für eine Weile beiseite zu schieben, um sich einer spannenden, unterhaltsamen Geschichte hinzugeben?
Ganz einfach: Sex. Das ist schöner.
Da wäre es doch toll, wenn man diese Dinge miteinander verbände. Man braucht ja nur ein Buch, das die vorgenannten Erwartungen erfüllt und dazu auch noch erotisch ist.
Tja, was heißt hier „nur“?
Es gibt jede Menge „erotische Literatur“: Mann trifft Frau. Mann ist immer geil. Frau ist immer bereit. Mann verführt Frau. Mann und Frau vögeln. Ende.
Das ist ja alles gar nicht so schlimm – wären da nicht diese ständigen Vergewaltigungen. „Hä?“, werden Sie fragen und ich muss klarstellen: Nicht die Frauen sind das Opfer, sondern die Deutsche Sprache.
Nehmen wir einmal an, Sie geraten an eine Passage, die geeignet wäre, Sie richtig schön scharf zu machen. Sie greifen also gerade mit der freien Hand zwischen Ihre Beine, als Sie lesen müssen: „Er spreizte irre Schänkel und läckte mit seiner zunge die Fotse.“ Noch Fragen?
Gut, ich gebe ja zu: Das ist schon etwas übertrieben, aber was so manche Autoren uns antun, schafft noch nicht einmal die Rechtschreibreform. Das ist wie in einem Film, wenn an der spannendsten Stelle plötzlich ein debil grinsender Mann seiner Frau ein Stück Fleisch hinhält, welches an einer Holzplatte klebt, „sicher“ sagt und damit kundtut, dass er nur gutes Fleisch aus einheimischer Produktion kauft (nichts gegen Werbeunterbrechungen – ohne Werbung gäbe es nur öffentlich-rechtliches Fernsehen und wir könnten bestenfalls zwischen Musikantenstadl, Gottschalk, Lustigen Musikanten, Nina Ruge und dem Frühlingsfest der Volksmusik hin- und her zappen und das wäre ja wohl ein rechter Horror).
Dieses Buch ist keine Große Literatur.
In meiner Jugend stand ich auf Enzensberger-Lyrik. Es folgte Prosa – die Bölls, Frischs, Dürrenmatts, Bachmanns und wie sie alle heißen.
Mal ehrlich: Das kann ich nicht.
Ich will es auch gar nicht erst versuchen.
Ich will nur eine Geschichte erzählen.
Diese Geschichte soll anregend sein, sich Gedanken zu machen (gerne geile Gedanken); manchmal auch ein paar ernstere Betrachtungen provozieren. Sie soll eher entspannend als stressig sein.
Letzteres kann man von „Großer Literatur“ nicht immer sagen.
Diese Geschichte soll eine verständliche, klare Sprache aufweisen. Rechtschreibfehler und sprachliche Ausrutscher möge man mir verzeihen. Ich hatte den festen Willen, derlei zu vermeiden.
Dieses Buch ist ein Sado-Maso-Roman.
„Igitt!“, mögen sie sagen und dann ist es besser, Sie legen es ganz schnell wieder weg.
Wenn Ihre Reaktion hingegen „Au fein!“ ist, so seien Sie dennoch gewarnt: Das, was Sie lesen werden, ist nicht „politisch korrekt“.
Es wird ganz schön zur Sache gegangen – nicht gleich am Anfang, aber … na ja, Sie werden schon sehen. Natürlich ist alles frei erfunden. Wenn allerdings jemand glaubt, Personen oder Schauplätze zu kennen oder meint, wahre Hintergründe identifizieren zu können, dann habe ich das überhaupt nicht gewollt – ehrlich!
Trotz alledem: Dieses Buch handelt von Liebe; in einer Form, die zumindest ungewöhnlich ist und Ablehnung ebenso erzeugen mag wie große Sehnsucht – es kommt halt auf den Standpunkt an.
Dieses Buch geht Sie überhaupt nichts an.
Es ist nämlich meins. Von mir für mich geschrieben. Ich kann ja nicht wieder und wieder nur „Die Geschichte der O“ lesen. Okay, ein paar andere, akzeptable Stories gibt es schon noch, aber ich glaube, ich habe fast alles durch. Was sollte ich machen?
Wenn es kein Buch mehr gibt, das meine Bedürfnisse erfüllt, dann schreibe ich es eben selbst, basta.
Nun ja, ich bin berufstätig (kein 8-h-Job mit pünktlichem Griffelfallenlassen). Ich bin verheiratet (ich sage nichts über Parallelen zwischen meiner Ehe und dieser Geschichte; das würden Sie sowieso nicht glauben und außerdem: „Psst, Zensur!“). Da bleibt es eben nicht aus, dass mal jemand über meine Schulter schaut und sagt: „Das musst Du veröffentlichen!“.
Muss ich nicht.
Aber ich muss es auch nicht verhindern.
Ach, denken Sie doch, was Sie wollen!!!
Leseprobe
(jugendfreie Variante:)
1.
„Männer sind Idioten“. So lautete einer der Lieblingssprüche meiner Mutter. Vermutlich lag sie damit nicht ganz falsch. Als ich noch ein kleines Mädchen war, wunderte ich mich manchmal darüber, warum sie ihre Zeit
immer wieder mit Idioten, mit ständig neuen Idioten, verbrachte.
Mein Vater war ein besonders großer Idiot – meinte meine Mutter. Ich hatte ihn nie kennen gelernt. Damals hätte ich gern einen Papa gehabt, aber die Männer im Leben meiner Mutter waren Onkels. So hatte ich sie
jedenfalls zu nennen. Dabei wusste ich nicht, was eigentlich der Unterschied zwischen einem Papa und einem Onkel war. Ich kannte ja nur Onkels. Damals dachte ich, ein Papa wäre so etwas wie ein langfristiger
Onkel. Ich wusste zwar nicht, wie lange ein Onkel es mit meiner Mutter aushalten musste, um sich in einen Papa zu verwandeln, aber ich dachte, dass ich es schon merken würde, wenn es soweit wäre.
Stefan hätte es schaffen können.
Mit dreizehn Jahren steckte ich mitten in der Pubertät. Alles schien sich zu verändern. Mein Körper befand sich schon seit einer Weile in seiner Metamorphose. Als ich noch ein Kind war, fanden mich die Erwachsenen
vor allem „süß“. Ich war immer recht klein gewesen, hatte hellblonde Haare und sehr große, runde, blaue Augen. Ich wusste genau, wie ich damit dreinschauen musste, um die Erwachsenen um den Finger zu wickeln.
Meine Mutter fand das aber gar nicht gut: „Irgendwann gerätst Du an den Falschen. Der schnappt Dich dann und ich kann Dich später im Leichenschauhaus identifizieren“. Mir war klar, dass der „Falsche“ einer von
den Idioten war. Was „identifizieren“ genau bedeutete, oder was an Leichen so toll war, dass man extra Schauhäuser dafür gebaut hatte, erschloss sich mir hingegen lange Zeit nicht.
Mit meiner einsetzenden Pubertät brachte meine Mutter mir bei, was man über die Idioten wissen musste. Da, wo mein Schneckchen war, hatten die Idioten so eine Art Stab. Damit konnten sie zwar auch Pipi
machen, aber ihre bevorzugte Beschäftigung („das ist ihr ganzer Daseinszweck“) war es, diesen Stab in „uns Frauen“ hineinzustecken; und zwar immer und überall. Komische Sache das, dachte ich, aber mein
Schneckchen veränderte sich auch und ich vermochte mir inzwischen ganz gut vorzustellen, dass man da Stäbe hineinstecken könnte. Mit dem Lockenstab meiner Mutter probierte ich es dann mal, heimlich, versteht
sich, aus. Richtig reinstecken ging nicht. Aber so vorne herumspielen schon. Das war schön!
Ich bekam Brüste. Die sahen irgendwie anders aus als bei meiner Mutter; viel kleiner und eher spitz als rund, aber das wäre den Idioten egal, sagte meine Mutter. Neben der Sache mit dem Stab, so wurde ich
informiert, wäre das nämlich eine andere Hauptbetätigung der Idioten: Brüste anfassen. Als ich das bei mir selbst ausprobierte, verstand ich am Anfang gar nicht, was daran so toll sein sollte, aber nach etlichen
Versuchen hatte ich irgendwann den Bogen raus. Mmmmh!
Zum Glück gab es auch Sexualkundeunterricht in der Schule. Dadurch begriff ich, dass es bei dieser Sache mit den Stäben nicht ums Pipimachen ging. Als meine Freundin Sonja mir erzählte, sie hätte „es“ mit Mike
Schuster aus der 10b „getan“, wollte ich alle Details erfahren, aber sie kicherte nur und rannte weg. Na ja, so ganz unerfahren war ich auch nicht mehr. Ich hatte nämlich Bernd Herdorfer aus der 9a geküsst und dabei
mal kurz die Stelle berührt, wo sein Stab gewesen sein müsste. Welche Enttäuschung, festzustellen, dass der offenbar gar keinen hatte!
Ich war eine erfahrene Frau von vierzehn Lenzen, als meine Mutter Stefan heiratete. Meine Brüste waren zwar immer noch eher klein und spitz, aber ich hatte einen hübschen Po und schöne, schlanke Beine und
meine Fähigkeit, mit den großen, blauen Augen zuerst nach unten zu schauen und dann gaaanz langsam den Blick zu heben und bedächtig meine Lider mit den langen Wimpern zu schließen und wieder zu öffnen,
war inzwischen so weit perfektioniert, dass die Jungs ganz verrückt nach mir waren. Meine Mutter hatte Recht – es waren Idioten. Aber die Idioten hatten Schwänze (über die Kleinkindersprache war ich natürlich in
meinem fortgeschrittenen Alter längst hinweg) und in der Theorie (und meinen heimlichen Praxistests mit alternativen Gegenständen) wusste ich ganz genau, dass sie damit schöne Sachen anstellen konnten. Durch
eigene Erfahrungen und Gespräche mit Freundinnen wurde mir klar, dass nur ein „richtiger Mann“ wusste, wie er seinen Schwanz zu benutzen hatte. Mit unter Sechzehnjährigen brauchte frau sich gar nicht erst
abzugeben.
Meine Wahl für die Entjungferung fiel auf einen Abiturienten namens Jan. Er war zwei Köpfe größer als ich und wir hatten schon miteinander gekuschelt, was total schön gewesen war. Jetzt wollte ich aber nicht
kuscheln. Ich wollte Sex. Es geschah in seinem Auto. So ein richtiger, lebendiger Schwanz ist schon was anderes als die Theorie oder Lockenstäbe oder Möhren oder Salatgurken. Ich fand das Ding super und musste
ganz schön drängeln, weil Jan so überaus vorsichtig war. Er schien ewig zu brauchen und unter den gegebenen, etwas beengten Umständen bewegte ich meine Hüften so gut es ging, damit er mich endlich ordentlich
f****e (das war genau das richtige Wort für mein Anliegen). Es tat weh, als mein Häutchen riss und ich konnte einen kleinen, spitzen Schrei nicht unterdrücken. Jan wollte tatsächlich aufhören. Männer sind eben doch
Idioten. Ich hatte meine Beine hinter seinem Rücken verschränkt und hielt ihn fest. „Weitermachen, bitte“, ließ ich mit dünner, atemloser Stimme meinen ganzen Charme spielen und es half. Ich bekam meinen
Orgasmus und es war richtig gut. Trotzdem fehlte etwas und ich brauchte noch einige Jahre, um zu begreifen, was es war.
Ich habe Jan nie wieder gesehen. Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
Erwachsen, wie ich jetzt war (dachte ich zumindest), begegnete ich Stefan anfangs mit der ganzen Abgeklärtheit einer „richtigen“ Frau. Meine Mutter ermahnte mich, ich sollte doch etwas freundlicher zu ihm sein.
Natürlich gab es keinen „Onkel“ mehr, aber ein bisschen netter wäre doch okay; schließlich wäre Stefan doch kein Idiot.
Das kannte ich schon. Erst die große Liebe und später das Übliche.
Stefan war tatsächlich anders.