Im Auge des Betrachters Im Auge des Betrachters  
 
Im Auge des Betrachters - Teil 1

»Er ist wirklich ein komischer Kauz, aber er ist der Beste!« Nancy hatte das von ihren besten Freundinnen gehört und als auch noch ihre kleine Schwester Jill zu Dr. Lewis, der Zahnarzt und Kieferorthopäde war, ging, um sich eine unsichtbare Zahnspange anfertigen zu lassen, beschloss Nancy, diesem Experten auch ihr schon lange gewünschtes Bleaching anzuvertrauen. Es waren tatsächlich drei fast schmerzfreie Sitzungen geworden und die merkwürdige, etwas aufdringliche Art des Doktors war ein Preis, den zu zahlen sich nach Nancys Ansicht wirklich gelohnt hatte. Außerdem hatte sie Verständnis dafür, dass der Doktor seine Patienten, wie er sagte, gut kennen wollte, um die Behandlung auf einer intensiven Vertrauensbasis wirklich individuell und angenehm vornehmen zu können.

Es war durchaus angenehm gewesen und der Behandlungserfolg machte so manche ungewöhnliche Frage über Nancys Privatleben schnell wieder vergessen. Nancys gleichmäßige Zähne erstrahlten nun in weißer Pracht und sie war mehr als zufrieden. Nach der abschließenden Kontrolle bat Dr. Lewis seine Patientin, ihren Mund noch einen Moment geöffnet zu halten. »Eine Kleinigkeit noch; dann ist es überstanden.«

Bild1

»Ah-ah.« Nancy war froh, sich vorläufig nicht mehr den seltsamen Fragen des Doktors ausgesetzt zu sehen, aber auch sehr glücklich mit dem Erfolg der Behandlung.

Malcolm Lewis war sogar mehr als glücklich. Er hatte endlich gefunden, wonach er schon lange gesucht hatte. Dieses Mädchen war schön, jung, naiv, unsicher und führbar und es hatte geradezu perfekte Voraussetzungen, um jedes Restrisiko zu minimieren. Das Bleaching war natürlich vergebens, aber er hatte die Zeit entsprechend nutzen können. Er kannte jetzt einige Gewohnheiten und war über die familiäre Situation im Bilde. Nun war es an der Zeit, zuzugreifen.

Nancy, die mit dem Offenhalten ihres Mundes beschäftigt war, merkte erst, dass Lewis hinter sie getreten war, als sie den Lappen mit dem stechenden Geruch schon auf ihrem Gesicht spürte. Lewis war weder groß noch besonders kräftig, aber er hatte einen klaren Positionsvorteil, den er nutzte. Er drückte fest zu.

Bild2

Nancy war zu überrascht und ihre Sitzposition auf dem Behandlungsstuhl war so ungünstig, dass sie kaum Widerstand leisten konnte. Schon bald spürte sie die Wirkung des Chloroforms und ihre Muskeln verloren an Spannung und ihr Körper erschlaffte. Dann verlor sie das Bewusstsein.

Lewis hatte es nun eilig, die Injektion für die gründliche Sedierung zu setzen. Das gelang ihm zügig und er begann mit der eigentlichen Behandlung … der, die ihm wichtig war. Dieses dumme Bleaching hätte ja nur der Eitelkeit des Mädchens gedient und eitle Frauen waren ihm zuwider. Die Freunde, die er in der Gemeinde kennengelernt hatte und die ihm nun helfen würden, sein Werk zu tun, sahen das natürlich ganz genauso. Zunächst war aber seine eigene fachliche Expertise gefragt.

Er begann damit, die benötigten Zahn und Kieferabdrücke zu nehmen. Dann kam der anstrengende Teil der Prozedur: Die strahlend weißen Zähne mussten allesamt weichen, um Platz für seine Maßanfertigungen zu schaffen. Konzentriert extrahierte Lewis einen Zahn nach dem anderen. Noch während er die Blutungen in den nun zahnlosen Kiefern des gerade volljährig gewordenen Mädchens stillte, begann er mit dem Implantieren der SpezialMagnete, die später seine Prothesen (und nur die) an ihrem Platz halten würden. In die Kieferknochen eingebracht, würde absolut nichts von den Magneten nach dem Abheilen noch sichtbar sein.

Lewis stopfte ausreichend Gaze in die Wunden und applizierte ein Gel, das die Schwellungen in Grenzen halten würde. Dann holte er die Tarnsportkiste aus einem Nebenraum, wuchtete die Bewusstlose vom Behandlungsstuhl und legte sie in die Kiste. Die eigentliche Arbeit stand ja noch bevor.

Bild3

Diesen entscheidenden Termin hatte Lewis in die Abendstunden gelegt, so dass kein Personal mehr in der Praxis war. Nun rief er seine Freunde Andy und Mike an. Beide waren, wie Malcolm Lewis, anerkannte Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet und wahre Brüder im Geiste. Während Mike beim Transport half, kümmerte sich Andy um Nancys Auto. Er täuschte einen Unfall vor, deponierte DNAProben, die während der Behandlungen unauffällig beschafft worden waren, in dem Fahrzeug und zündete es an. Andy hatte den Unfall in einem Waldstück zwischen Nancys Wohnort und der Praxis simuliert und bis die Feuerwehr eintraf, war alles bereits zu einem Haufen zusammengeschmolzen. Dann machte Andy sich auf den Weg, um seinen Freunden zu helfen. Die hatten in einem umgebauten Raum, der wie ein OP ausgestattet war, schon mit den weiteren Maßnahmen begonnen. Die Patientin war entkleidet worden und Malcolm hatte ihre sämtlichen Haare abrasiert und einen ersten Durchlauf der Wurzelverödung durchgeführt. Mike hatte dem Mädchen ein von ihm selbst per GenSequenzierung entwickeltes Medikament gespritzt, mit dem der Enzymhaushalt verändert wurde, so dass Nancy künftig zur Nahrungsverarbeitung auf ein zusätzlich zu verabreichendes Enzym angewiesen sein würde1.. Dies war der erste und wichtigste Baustein, um einen denkbaren Widerstand gar nicht erst aufkommen zu lassen. Andy zog sich um und wandte sich dann der Cornea-Behandlung zu.

Bild4

Ziel war es, dass Malcolms künftige Frau ohne eine Spezialbrille nichts mehr weiter würde sehen können als verwaschene Farbkleckse. Mit einer Koratoplastik ließe sich die Sehfähigkeit zwar wiederherstellen, aber davon würde Nancy wohl nie etwas erfahren.

Nachdem Andy diesen Teil der Arbeit erledigt hatte, assistierte er Mike bei den invasiven Eingriffen. Zunächst mussten die Brustimplantate entfernt werden.

Bild5

Die Männer waren sich einig in der Einschätzung, dass so etwas bei einer so jungen Frau gänzlich unangemessen war, aber auch grundsätzlich keinem anderen Zweck dienen konnte, als die Eitelkeit der Trägerin zu befriedigen. Eitelkeit war eine furchtbare Sünde. Wie beim Schmuck allerdings erschien es Malcolm durchaus sinnvoll, zu unterscheiden: »Und 1. Petrus 3 sagt: Heilige Frauen schmücken sich nicht äußerlich durch Flechten der Haare, Umhängen von Gold oder Anziehen von Kleidern, sondern sie schmücken sich durch den unvergänglichen inneren Schmuck und durch einen sanften und stillen Geist. So werden Männer für Gott gewonnen (vgl. 1. Pet 3,1), und diese Haltung ist vor Gott sehr kostbar. Es geht natürlich nicht darum, dass Frauen ihre Haare überhaupt nicht flechten und keine Kleider anziehen dürfen, aber sie sollten sich dadurch nicht schmücken (was durch extravagante Frisuren und teure Kleidung geschehen würde)«2.. Da Brüste als Ausdruck der Reife ruhig deutlich erkennbar sein sollten3., wurden die Implantate gegen solche ersetzt, die nicht die Eitelkeit ihrer Trägerin bedienen sollten, aber Malcolm dennoch erfreuen würden.

»Die Verführerin hat mit den Männern oft leichtes Spiel. Der Richter Simson konnte nicht mit Sehnen und Stricken gefesselt werden, aber die Fesseln der Verführung, die Delila um ihn schlang, vermochte der starke Simson nicht zu zerreißen. Für Simson gab es nur einen Weg, um der Verführerin zu entrinnen: Mit der Sünde brechen und Gott um Hilfe anrufen. Doch das hat er nicht getan. So zog sich die Schlinge der Verführung um seinen Hals. Schließlich musste er seine Augen hergeben, mit der er sich Delila so gerne angeschaut hatte«4.. Auch aus Sorge um Malcolms Augenlicht musste daher noch etwas gegen Nancys verführerischen Körper unternommen werden. Ein subkutaner Medikamententräger würde eine Zeitlang dafür sorgen, dass die Fettver¬brennung erschwert und die Einlagerung im Körper forciert wurde. Malcolms Frau würde weiblich bleiben, aber etwas üppiger werden und nicht mehr so schnell Männerblicke auf sich ziehen. Das diente schließlich nur Malcolms Schutz.

Bild6

weniger Text
 
Im Auge des Betrachters