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Freies Denken ist eine Illusion. Wer behauptet, seine/ihre Fantasie gänzlich unbeeinflusst von Meinungsmache, Ideologie, »Moral« oder einfach nur diesem schreckli­chen Popanz namens »was die Leute sagen« entfalten zu können, irrt, leidet an Selbstüberschätzung oder ist schlichtweg naiv.

Bei längeren Geschichten und – vor allem – Romanen kommen dann noch Zwänge hinzu, die sich das Schreiber­lein zu allem Überfluss selbst auferlegt hat. Soll es nämlich eine, wenngleich belletristische und womög­lich »fan­tastische«, Geschichte sein, so erhält diese spätes­tens mit der Storyline ein Korsett, in das sie sich zwängen muss, um nicht als grober Unfug, Hirnflatulenz oder ein­fach nur Schmarrn zu enden.

Aliens im Wilden Westen? Märchenerzähler als Vampirjä­ger? Zusammenhanglose Anhäufungen von Superhelden? Zombies mit sozialpädagogischem Anspruch? Schmarrn!

Wer eine Geschichte erzählen will, knüpft an eine Le­benswirklichkeit an, verlegt sie höchstens in fremde Welten oder Zeiten, wenn Fantasy oder Sci-Fi daraus wer­den soll, bleibt aber stets darauf bedacht, Leserinnen und Leser »mitzunehmen«, schafft glaubwürdige Charaktere, mit denen man sich identifizieren oder die man zumindest lieben oder hassen kann. Sogar Episoden erhalten eine Verbindung, eine Verknüpfung. Ohne diese sind sie … na? Genau: Schmarrn.

Während ich diese Zeilen tippe, schreibe ich gerade an einem (diesmal zur Veröffentlichung bestimmten) Vampir-Roman. Ich bin in diesem Moment auf Seite 370 angekommen und es macht mir richtig Spaß. Dennoch brauche ich jetzt davon eine Pause.

Warum?

Weil ich zwar immer noch jede Menge Vampirkram im Kopf habe, aber inzwischen unter akuter Ideenverkal­kung leide. Da haben sich nun in den letzten Wochen so viele Dinge angesammelt, über die ich schreiben will (muss), dass eine weitere Geschichte dringend in die Tasta­tur einzutippen ist.

Das Zeug lagert sich sonst ab und verengt die Wege, auf denen die Fantasien fließen. Die haben es (s.o.) auch ohne Ideenverkalkung schon schwer genug.

Ich weiß, dass es jetzt wahrscheinlich wieder einen Auf­stand in meinem Postfach gibt. »Stell doch zunächst Deine diversen Baustellen fertig! Schreib doch erstmal den anderen Scheiß zu Ende!«

Ja, würd ich ja! Menno! Geht aber (jetzt gerade) nicht.

Warum nicht?

Weil das Zeug in meinem Kopf derzeit nicht dazu passt. Weil ich damit sonst die anderen, noch unfertigen Geschichten kaputtmachen und aus einer sorgsam angelegten (ey, isch schwör!) Erzählung was machen würde? Genau: Schmarrn.

Wenn ich Schmarrn verzapfe, dann aus Vorsatz – zum Aufregen oder Erzeugen von Schnappatmung, aber nicht, weil ich es womöglich nicht besser wüsste.

Was meine Ideenadern verkalkt, ist heftiges Zeug, ist was mit Gummi, passt aber in keine der bereits laufen­den Stories, ist was mit Einschränkung, Auslieferung, ganz viel Kontrollverlust und voll von »bösen« Ideen, bleibt ganz typisches Chris-Dell-Zeug, aber wird auch inspiriert von der Fußball-WM und vom Schicksal der Elisabeth Käsemann. Deren Geschichte ist »unfreiwilliger«, grausamer und bösartiger als alles, was selbsternannte Gesinnungshüter, Bevormun­der und bigotte Moralapostel so gern an reiner Fantasie verdammen möchten (und sie kommen trotz­dem nicht in den Himmel, ätsch!). Der Unterschied ist:

Dies hier bleibt Fantasie.

Chris Dell

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