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Zu dem Zeitpunkt, an dem ich dieses Vorwort schreibe, ist es gar nicht lange her, dass ich im Internet auf eine Abscheulichkeit gestoßen bin.

In dem einzigen deutschsprachigen Geschichten-Archiv, das ich regelmäßig besuche, hatte jemand eine „Adult Baby“-Story veröffentlicht. Das ist aber nicht die Abscheulichkeit, die ich meine. Okay, das Ding war voller Fehler und sprachlich wie dramaturgisch mochte man es vielleicht tatsächlich abscheulich finden, aber es reicht, von einer wirklich schlechten Geschichte zu sprechen.

Abscheulich hingegen waren einige Reaktionen und Kommentare. Ich sollte nicht unerwähnt lassen, dass jenes Archiv vielen Menschen die Möglichkeit gibt, ihre individuellen sexuellen Präferenzen und Fantasien auf unterschiedlichste Weise literarisch zu verarbeiten. Dort finden sich Erzählungen in hoher schriftstellerischer Qualität genauso wie schlichte Ergüsse in Form von Buchstabensalaten – je nach Geschmack und ganz individu­ell. Wie blöd muss man denn eigentlich sein, um auf einer solchen Seite nach Zensur oder gar behördlichem Einschreiten zu rufen?!

Die Antwort lautet: Überhaupt nicht.

Das waren nämlich durchaus kluge Menschen, die mit Schaum vorm Mund regelrechte Hasstiraden angestimmt haben.

Wie ist so etwas möglich?

Hass und Terror sind nicht das Privileg von Faschisten und Diktatoren in einer Bananenrepublik. Es geht nicht um „böse Menschen“ – um Fanatiker zum Beispiel, die ihren religiösen Gehirnpudding mit Missionierung und Folter verbreiten oder als Massenmörder und Terrorbomber nach (eigener) „Erlösung“ streben. Es geht um die alltägliche Entgleisung und Bevormundung aufgrund hehrer Ziele und honoriger Motive.

Auch nette, intelligente Menschen können sich verrennen, sich versteifen und Informationen nur noch oberflächlich oder gar nicht mehr wahrnehmen, wenn sie sich „berufen“ fühlen. Im konkreten Fall fühlten sich Menschen berufen, gegen Pädophilie zu kämpfen. Hm.

Sieht man mal davon ab, dass nicht jeder Mensch mit pädophilen Neigungen ein potentieller Kinderschänder ist und dass ich den Besuch mancher Website (ausgenommen Kinderpornos) in dieser Hinsicht für ungefährlicher halte als den einer Kommunionsveranstaltung, ist der Kampf gegen den Kindesmissbrauch ein absolut berechtigtes Anliegen.

Sex mit fühlenden Wesen, die noch keine eigene Sexualität entwickelt haben, ist ein Verbrechen. Immer und überall. Auch ich möchte mit Leuten, die davon träumen oder fantasieren, lieber nichts zu tun haben.

Allerdings hatte die kleine, schlechte Story, die Stein des Anstoßes war, damit ebenfalls nichts zu tun. Wäre sie etwas weniger tumb geraten, dann hätten sich die gut-meinenden Eiferer womöglich von den Stimmen, die darauf hinwiesen, dass es gar nicht um Pädo-Müll ging, zur Räson bringen lassen.

Tja. Wer früher aus Kräutern medizinische Tränke braute, wurde als Hexe verbrannt. Heute muss man wohl immer noch vorsichtig sein, wenn man sich nicht allzu massenkompatibel verhält. Aus diesem Grunde folgt jetzt eine Erklärung. Wer das für überflüssig oder langweilig hält, möge bitte weiterblättern und gleich in die Story einsteigen, in der es um „Babyfication“ geht.

Was ist das?

Vorausschicken möchte ich, was mich persönlich daran fasziniert: Es sind, wie so häufig in meinen Schreibereien, Aspekte von Auslieferung, Kontrollverlust, Hingabe und Ohnmacht. Sex mit Minderjährigen findet dabei, wie im­mer in meinen Texten, natürlich nicht statt.

Es gibt wenige deutschsprachige Geschichten, die sich mit den in Rede stehenden Sujets beschäftigen. Wenn doch, dann sind sie oftmals einfach nur schlecht. Daher gibt es auch kaum Begrifflichkeiten, so dass mal wieder die englische Sprache bemüht werden muss. Die unterscheidet sorgsam zwischen:

„AB“ oder „Adult Babies“, Erwachsene also, die sich wie Kleinkinder gebärden, wie Kleinkinder behandelt werden oder sich auf verschiedene Weise in Kleinkinder verwandeln.

Letzteres ist unter den Begriff „AR“ oder „Age Regression“ zu subsumieren. Die betroffene Person wird in ein Kindesalter zurückgeführt, was zumeist mit erheblichen Kontrollverlusten verbunden ist.

Mental Erwachsene mit tatsächlichen oder erträumten Körperfunktionen eines Kleinkindes fühlen sich oftmals vom Sujet „DL“ oder „Diaper Lover“ angesprochen, bei dem es vorrangig um Inkontinenz geht. Oftmals finden wir die Themenbereiche als „AB/DL“ kombiniert. Unter diesem Sammelbegriff existieren umfangreiche, englischsprachige Foren.

Neben oder alternativ zu den physischen Komponenten existiert auch der Bereich „MAR“ oder „Mental Age Regression“, in dem ein Erwachsener psychisch in ein Kleinkind verwandelt wird.

All diese zum Teil durchaus unterschiedlichen Sujets haben eine wesentliche Komponente gemeinsam: Die handelnden Personen sind Erwachsene.

Mit Pädophilie haben diese Dinge daher ebenso wenig gemeinsam wie ein Kondomverbot mit Menschlichkeit und Nächstenliebe.

Wenn ich als Sammelbezeichnung „Babyfication“ verwende, dann hat das etwas mit dem dramaturgischen Aufbau meiner Geschichten zu tun, die meist Romane sind. Demgemäß kommt es bei meinen Protagonistinnen (manchmal auch den Protagonisten) zu Veränderungen. Fremdbestimmung tritt nicht selten auf. Lustvolle Erniedri­gung kann vorkommen.

Wer sagt eigentlich, dass es immer nur Handschellen sein müssen, die für Einschränkungen sorgen? Wer behauptet, dass nur ein Knebel zur Ruhigstellung geeignet ist? Wer denkt, Erziehung geht nur mit der Peitsche? Wer glaubt, dass Unterwerfung am besten in Stöckelschuhen funktioniert?

Sie nicht?

Dann lassen Sie sich auf eine „schräge“ Geschichte ein! Vieles werden Sie vielleicht interessant, Manches auch seltsam und extrem finden. Womöglich können Sie sogar Neues entdecken. Das wäre doch schön, nicht wahr?

Chris Dell

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