Gefangene der Nacht - Schattenrose, Band 1 Gefangene der Nacht  
 

In schöner Regelmäßigkeit gibt es alle paar Jahre einen Vampir-Hype. Dieser Stoff ist einfach unverwüstlich, unzerstörbar … oder gar … untot?

Ausgehend von uralten Überlieferungen und Mythologien sowie unter Berücksichtigung elementarster menschlicher Ängste und Sehnsüchte gelang es einem ursprünglichen Justizverwaltungsbeamten, der als Kind so kränklich war, dass Ärzte ihn schon aufgeben wollten, seine individuelle Auseinandersetzung mit Tod und Endlichkeit mit der Legende des Vlad III. Drăculea, einem durch seine Grausamkeit berüchtigten walachischen Fürsten, genannt „Ţepeş“ (der Pfähler), zu verbinden. 1897 wurde „Dracula“ von Bram Stoker erschaffen und wie es sich für einen ordentlichen Vampir gehört, treibt er auch nach mehr als hundert Jahren immer noch sein Unwesen in Literatur und Film.

Auf rätselhafte Weise tauchten im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neue Nachkommen des Ur-Vampirs auf. Von Nosferatu über den unmenschlichen aber charismatischen 1970er Dracula, wie er von Christopher Lee (vor seiner Reinkarnation als Saruman) verkörpert wurde, über den traurig-schaurigen Oldman-Dracula in Coppolas sexy Verfilmung bis hin zu den Pattinson-Vampiren auf Boygroup-Niveau, den Cheerleader-Jägerinnen á la „Buffy“ und den entweder bildschönen („Vampire Diaries“) oder erotischen („True Blood“) Opfern und ihren bissigen Verehrern kann kein Zweifel bestehen – die Vampire sind unter uns. Manchmal kommen sie pseudoromantisch mit religiös motivierter, alberner Kleinmädchenverklemmtheit auf mormonisch daher, aber ansonsten sind sie doch zumeist ganz schön sexy … und gefährlich.

Womit wir beim Thema wären.

Das Erfolgsgeheimnis der „Twilight“-Reihe ist simpel: Ursprüngliche erotische Sehnsüchte werden durch einen bigotten Filter gejagt und „jugendfrei“ aufbereitet. Kein Wunder also, dass es sich bei der Zielgruppe um gerade sexuell erwachende, junge Mädchen handelt. Auf meiner Homepage habe ich das mal als „nacktes Ponyreiten ohne Zuschauer“ bezeichnet.

Nun … im folgenden Roman kommt kein Pony vor. Dafür gibt es Zuschauer.

Natürlich schreibe ich keinen groben Unfug wie die Behauptung, die Anziehung zwischen den Geschlechtern sei nicht sexuell motiviert. Natürlich gibt es keine ideologische Gehirnwäsche, um Sex vor der Ehe als pfui zu diskriminieren.

Es gibt eine aus Sicht der Protagonistin erzählte Geschichte über ein schweres Schicksal, dunkle Verstrickungen, dramatische Entwicklungen, eine Menge Sex und Leidenschaft (und eine Prise Humor gegen den Kitsch). Es ist mehr als logisch, dass angesichts des Sujets Fragen von Macht und Unterwerfung keine Randthemen sein können.

So. Lassen wir nun einen unheimlichen Bodennebel aufsteigen, den Mond blassblau hinter schroffen Hügeln hervorscheinen und das Krächzen eines Raben erklingen!

Beschleunigen wir unseren Atem und beobachten, wie er vor unseren Lippen als weiße Wolke gefriert, denn urplötzlich ist es eiskalt in unserem Zimmer …

Chris Dell

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