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Manchmal finde ich irgendwo in den Tiefen des WWW Themen und Inhalte, die ich in einen meiner Romane ein­baue. Häufig bleibt es beim „Streifen“ - insbesondere dann, wenn es sich um Fetische handelt, die mir nicht gleich so interessant erscheinen, dass ich ganze Bücher darüber schreiben mag.

Hin und wieder packt es mich dann aber doch und ich denke mir: „Mensch, daraus lässt sich doch weitaus mehr machen“. Passiert dies, bedeutet es aber noch lange nicht, dass eine Idee, ein Gedanke, ein Thema, das gern ein we­nig „speziell“ oder gar „abseitig“ erscheinen mag, aus­reicht, um eine ganze Geschichte zu tragen. In solchen Fällen bietet sich eine Kombination an.

Was ist denn nun diesmal das Thema?

Ich will nicht zu viel verraten, aber es geht um Hilflosig­keit, um Auslieferung, um Fremdbestimmung, um Gefangen­schaft sowie um Widerstand, Flucht und – wie eigentlich fast immer – um Würde und Erfüllung.

Und worin besteht die Kombination?

Thriller, Krimi, Fantasy, Sci-Fi, Vampire und „klassische Fetische“ - das habe ich alles schon produziert oder gerade in der Mache. Ich weiß noch nicht, ob später einmal eine ganze Rubrik daraus werden könnte, aber ein Genre, mit dem ich sogar aufgewachsen bin, fehlt noch: Gepflegter, klassischer, schauriger Grusel.

Was meine ich damit?

Weniger den Ekel, der nach Stephen Kings Genrespezifika­tionen zwar dem Horror zugerechnet werden kann, aber auch schnell so manch reizvoll konstru­iertes Spannungsgeflecht in erzählerische Einfalt verwandelt. Nicht den Splatterkram, in dem Unmengen von Blut spritzen und schmatzende Zombies die Welt bevölkern.

Vielmehr sind es Angst, Schrecken, Ungewissheit und extreme Situationen, die eine Geschichte für mich mit­reißend und gruselig machen.

Es sollten Elemente des klassischen Schauerromans („GothicNovel“) enthalten sein – ein Touch Shelley („Frankenstein“), eine Prise Chamisso („Schlemihl“) … und wer meine anderen Bücher bereits kennt, weiß, dass ich auch in Romanen, die keine Gruselgeschichten i.e.S. sind, gern den typischen „GothicVillain“ als Bösewicht einbaue, denn dessen Vielschichtigkeit und Zerrissenheit passen besser in die Welt „erwachsener“ Literatur als die eindimensionalen Bösewichter aus Kindergeschichten.

Natürlich kann die Hoch-Zeit des Grusels, die Viktoriani­sche Ära mit ihrem herausragenden Vertreter Poe, nicht unbeachtet bleiben, aber für mich hat insbeson­dere die Zeit danach ein paar der spannendsten, bi­zarrsten, gruseligsten Geschichten hervorgebracht und deshalb möchte ich auch Anleihen bei Bradbury, du Maurier und – vor allem – dem genialen Robert Bloch nehmen, dessen Geschichten ich schon in meiner Jugend verschlang.

Wer mein kleines Büchlein über das Schreiben von SM-Geschichten[1] gelesen hat, weiß, welchen Einfluss Stephen King auf mein Geschreibsel hat, aber für mich ist er Vor­bild in technischen Fragen – als Inspiration für Gruseliges erscheinen mir die Vorgenannten noch weitaus geeigneter.

Wer sich außerdem bei der Lektüre ein wenig an „House ofWax“ erinnert fühlen sollte … das ist schon in Ordnung. Ob nun lieber Vincent Price oder Paris Hilton – darauf kommt es nicht an, denn meine Story ist letztlich doch ganz anders.

Und wie ist sie nun?

Wäre das Leben ohne Überraschungen nicht langweilig?

Chris Dell


[1]„Das tapfere Schreiberlein oder Hirsch in Schokoladensauce“, kostenlos erhältlich auf www.dellicate.com

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